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| Thema: 'Zuchtraum' Fr 16 Mai 2014, 16:34 | |
| In diesem Raum wird mit Xirilium gezüchtet. Also alle Brawler, Evolver und Prototypen-Neuzüchtungen sind hier enthalten. Die Kriterien um eine Zulassung für diesen Raum zu bekommen sind ziemlich hoch und die Sicherheitsmaßnahmen streng. Zudem wird das, was deine Augen zu sehen bekommen, deinen Magen sicher reizen sich zu übergeben. |
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Anzahl der Beiträge : 622 Anmeldedatum : 02.09.13 Alter : 27 Ort : Aula
| Thema: Re: 'Zuchtraum' Mo 07 Jul 2014, 20:30 | |
| Chapter 1Comes from - Tempel im WaldAlles war schwarz, manchmal tanzten rote und gelbe Lichter vor seiner Iris, machten ihn müde. Die Farben verliefen zu einer einheitlichen Masse, verdrängten das Chaos und die Gedrungenheit sich selbst wieder zu vergessen. Er versuchte sie zu jagen, die Lichter, bewegte seine Augäpfel bis sein Kopf vor Schwindel brummte und in seinen Ohren ein maschinenhaftes, lautes Piepen ihm begann seinen Verstand zu stehlen. Etwas zog an ihm und mit einem Mal spürte er, dass er nackt war. Hilflos, weil er sich nicht bewegen konnte, etwas Hartes sich in seine Wirbel pressend. Die Überdosis an Mash, die ihm der skrupellose Maskierte unbarmherzig verabreicht hatte, hätte jeden Sterblichen innerhalb von Sekunden töten können, nur ihn nicht. Er war verdammt, hatte nicht das Recht wie die Anderen, wenn es zu viel wurde, zu gehen. Einfach aufzuhören. Sein Herz stand schon still, seit er gedenken konnte. Manchmal glaubte er es schlagen zu hören, erst ganz leise und dann immer kräftiger, seine Menschlichkeit wieder in seine eigenen monströsen Augen zurückrufend. Und wenn es ihm möglich wäre die Barriere zwischen seiner eigens erschaffenen Geisterwelt und dem Tod zu durchbrechen – wenn es ihm wirklich gelinge – war er nicht sicher, ob er sich trauen würde die schmale Linie endgültig zu überschreiten und alles andere hinter sich zu lassen. Sie hielten seinen Kopf, ganz vorsichtig. Fast schon zärtlich. Sie redeten, er hörte Personen sprechen, wollte seine Lippen auseinanderreißen, um zu schreien. Denn seine Kehle brannte vor stummen Worten. Er hatte solch große Angst, war von ihr zerfressen, als er neuen Stoff an seiner Haut fühlte. Etwas Kratziges und Fremdes. Er wollte weg, wollte flüchten, seine gelähmten Beine an seinem Körper spüren, wenn der Boden unter ihm verschwand und er sich in Luft auflöste, um zurück nach Berlin zu fliegen, Emma zu besuchen, sie zu umarmen, sie im Leben langsam und köstlich ertrinken zu lassen, bis sie wieder lächelte und ihm für all seine grausamen Taten verzieh. Insgeheim wünschte er sich Jael wiederzusehen, ihr zuzuhören und ihr zu glauben, wenn sie ihm sagte, dass er kein Biest sei, nur verloren und in kleine Stückchen für die Forschung zerfetzt. Es schien eine Ewigkeit, bis er endlich wieder seine Augen öffnete und ihn ein weißer, kalter Lichtstrahl blendete, dass sein Gesicht sich verzog, als würde kochendes Quecksilber durch seine Poren fließen. Er setzte sich auf, lief ein paar Schritte und taumelte, stolperte über lose Kabel und rutschte auf dem glitschigen Boden aus. Dann fiel er zurück in die Leere, legte unbeholfen seine Hände beschützerisch vors Gesicht, nachdem er gegen dickes Glas gekracht und an ihm herabgeglitten war. Hart landete er auf seinem Arsch, zog seine noch kaum empfindsamen Knie an die Brust und ließ seine fast die gesamten Augen einnehmenden Pupillen wieder zum Vorschein kommen, während er verschwommene Schatten zu verstehen versuchte. „Alter..“, stöhnte er benommen, massierte seine Schläfen, atmete tief und setzte sich schlapp auf, roch Chemikalien und verbranntes Gummi. Er erkannte riesige Gefäße, mit Schleim und gezüchteten Arterien überfüllt, erspähte auf einem Tisch in der Nähe ein, in Salzlauge eingelegtes, menschliches Gehirn, herausgeschnittene Augen, Leber und Nieren. Reagenzgläser waren vor einem Rattenkäfig aufgestellt worden, die Nagetiere dahinter im Blutrausch gegen ihre Mitbewohner kämpfend. Er hielt sich seinen Kopf, war völlig entkräftet. Galle brannte in seiner Kehle, die er nur mit Mühe schaffte herunterzuschlucken, einen widerlichen Geschmack in seinem Mundraum hinterlassend. Er musste sich konzentrieren, würde nicht weiterkommen, indem er in ich zusammensackte und an Panik festkrallte. Es war faul und viel zu einfach, wenn man nichts tat und sich einfach seinem Schicksal hingab. Er war doch Gott selbst. Hatte er es etwa schon vergessen? So schnell und nur aus dem Grund, dass er einmal in die Fresse gekickt wurde? Wenn ja, dann hatte er es sich redlich verdient. Seine Gedanken brachten ihn zum Schmunzeln und ließen ihn bald neuen Mut fassen, der ihn schließlich zum Aufrichten zwang. Er wollte sich nicht umblicken, den abtrünnigen Geruch ausblenden, sich konzentrieren und sich lieber ein Schiff zur Freiheit vorstellen, das ihn weit wegbrächte, sobald er hier raus war. Einige Meter von ihm entfernt stand eine metallene Liege. Sie hatten ihn damit hierher transportiert, das kalte Aluminium spürte er noch immer an seinem zitternden Rücken. Auf ihr waren seine alten Klamotten gestapelt, sauber geordnet. Seine Schuhe standen am Boden. Er lief auf bedächtigen Füßen, schaute empor und entdeckte Kameras in allen Ecken. Notgedrungen biss er sich auf die Lippen, wollte die Augen, die sich hinter den Linsen versteckten, nicht noch wissender machen, als sie ohnehin schon waren. Mit einer präzisen Handbewegung zog er seine Lederjacke hervor und kramte zwischen den anderen Sachen herum, hoffentlich unbemerkt sein Handy aus der Hosentasche seiner Jeans zückend und in seiner neuen weißen Hose versteckend. Er täuschte weiterhin vor in seinen Sachen herumzuwühlen, brachte schrille, wütende Laute hervor, als er 'nichts' fand, schob alles entzürnt von der Liege und langte im Gewühl am Boden nach seiner Uhr, dem einzigen Gegenstand, der ihm immer, egal was sie mit ihm machten, ins Gedächtnis rufen sollte, wer er war und was er mit sich machen wollte, wenn er die Unendlichkeit vor sich hatte. Ehe er sich versah, fand er sich vor einer massiven Tür wieder, hoffte naiv, dass sie nicht verschlossen war und schlug einige Male gegen sie, als sie sich nicht regte. Aber jetzt war er schwach, das Mash hatte sein Körper immer noch nicht abgestoßen. Seine Fähigkeiten waren eingeschränkt. Lahm. Alles, was ihm übrig blieb, war das Warten. Ein womöglich stundenlanger Prozess, der womöglich mit einem Buch interessanter zu verbringen wäre. Aber er hatte schon eine andere Idee: die Wand war – für viele unbemerkt – ein schöner Blickpunkt und vielleicht war es ja wirklich möglich sie allein mit dem Blick zu durchlöchern. _____________________________________________________________ Die Zeit hielt inne, sein Atem still. Staubpartikel blieben in dem kohlenstofflastigen Raum stehen, keine süße Brise sie durch die dicke Luft tragend. Er wollte aufstehen, etwas tun, schreien und um sich schlagen, tat es nicht, um nicht in seiner Wut über Kabel zu stolpern und die Kameras zum Lachen zu bringen. Draußen hörte er leise Stimmen, ihr Wispern seine Ohren durch einen winzigen Schlitz im Türrahmen erreichend. Er zog die Knie an, umarmte sie mit beiden Armen, um nicht auseinanderzufallen, vor plötzlicher Einsamkeit völlig zu verkommen. Seine Finger krallten sich förmlich in die weißen Baumwollhosen, klammerten und zerfetzten wie die Fänge eines Raubtiers. Vorsichtig setzte er sich auf, als die Stimmen lauter wurden, horchte, seine Sicht verschwommen, seine Gehör dafür hellwach. „Jael“, flüsterte er ins Leere, achtete nicht auf die Aufnahmegeräte und langte nach seinem Mobildevice in seiner rechten Hintertasche, presste auf die Tasten und lauschte einem Tröten, das draußen in einem nervigen, schallenden Klingeln wiedergegeben wurde. Sie war es wirklich. Er reagierte schnell, warf den nächstbesten Gegenstand – ein mit riesigen Augen gefülltes Glas – gegen diejenige Kamera, die ihn im Visier hatte, warf sich mit seinem gesamten Gewicht gegen die abgeschlossene Tür, wiederholte es drei-, dann viermal, bis ihn Schwindel überkam und er begann zu taumeln. Und er hatte keinen blassen Schimmer wie der knallrote Feuerlöscher in seine Hände geriet, aber als er mit dessen Unterkante gegen das Massiv einprügelte, öffnete sie sich kurze, ineinander verlaufene Momente später mit einem ohrenbetäubenden Knall gegen die Außenwand. Und er geriet ins Freie, Schweiß auf Stirn und Wangen, sein Kopf konfus durch die sterilen Gänge kreisend. To be continued - Gang |
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