Chapter 5.9.5

Geschrei. Immer wieder dieses widerliche, hohe Kreischen, das seine Poren mit spitzen Nadeln durchbohrte, ein Pochen in seinen Ohren verursachte und seine angespannten Muskeln in langweilige Ruhe zersetzte.
"Ich bin schwanger" Trishna hatte vor seinem Glaskäfig gestanden, ihre linke, honigbraune Hand auf der kalten, durchsichtigen Barriere zwischen ihnen rastend, während ihre Rechte an ihrem orangen Kleid herumfummelte, als er sich nicht aufsetzte, weiter an die sterile, weiße Decke starrte und darauf wartete, dass ihre nervtötende, immer noch nicht ganz akzentfreie Stimme von der Welt weg ins All wehte, doch sie wollte nicht aufhören, stampfte wütend mit ihren Absätzen auf beigem Linoleum unter ihren Füßen herum. "Ich bin schwanger, Loki! Hörst du mich?" Er musste dann mit den Augen gerollt haben, aufgestanden sein und sich müde gestreckt haben, die langen Nächte, die er auf dem Boden schlafen musste, seiner verwöhnten Natur stark zu schaffen machend. "Der Boden hats verstanden Trishna", hatte er gemurmelt und sich endlich zu ihr gedreht, ihre weinerlichen Augen mit einem glücklichen, kranken Lächeln eingesaugt. "Fick dich!", schrie sie, hielt die Hand, die mit vorhin an ihrem Kleid herumgefummelt hatte, beschützerisch vor ihren - irgendwie geschwollenen - Bauch. "Gern", er schüttelte verständnislos den Kopf, machte ein zu freundliches Gesicht, bevor er weiterredete. "Wenn du dich nur umdrehen könntest" Er zuckte damals unschuldig mit den Schultern, einen kurzen Blick zu seinem allerliebsten Körperteil werfend, bevor er wieder aufschaute. "Ich mag keine Zuschauer" Tränen waren damals wie Fontänen über ihre Wangen geflossen, dicke, viel zu sentimentale nasse Kugeln, die ihre rehbraunen Augen zum Glänzen gebracht hatten. Die Hand auf dem kalten Glas hatte sich zu einer schlotternden Faust geballt, als sie zu Boden sank und ein leises Flüstern an seine Ohren drang. „Ich kann nicht mehr, Loki“, hatte es ihm fast tonlos zugewispert. „Ich bin so unglaublich müde, meine“ Seele, hörte er sie in ihren Gedanken wie eine Sirene fauchen. Sie begann zu schluchzen, sank zu Boden, als ihre zitternden Knie schließlich nachgaben, prallte unbarmherzig auf dem beigen Linoleum auf, während die Hand auf dem Glas sich nicht von der Stelle bewegte. „s-sie sie w-will dich ein-einfach nicht“ loslassen.
Er war langsam auf sie zugelaufen, hatte sich zu ihr niedergekniet, damit sie auf einer Höhe waren, damit sie ihm in ihren wahrscheinlich letzten Atemzügen in die Augen schauen konnte, seinen Gedanken zuhörte und sie wahr werden ließ, legte seine Hand über ihre zu einer blutarmen Faust geballten, die sich nicht vom Plexiglas losreißen konnte und fast hätte er keine Kälte, keine glatte Härte gespürt, sondern Leben, zwar fast verronnen, aber nicht weniger lebendig. „Schließ deine Augen, Trishna“ Sie hatte es getan, ergeben genickt, als würde sie wissen, dass sie nicht mehr viel Zeit auf der Welt verbringen würde, geschweige denn das kleine Geschöpf in ihrem Bauch. „Lass endlich los“ Ihr Herzschlag wurde immer langsamer und er spürte warm lächelnd wie ihre Resonanz und Energie langsam ihren Körper verließen, sich in Form von kleinen Leuchtkugeln ins weite All aufmachten, in unbekannten Dimensionen reisten. Schlaff war sie zu Boden gesunken, endlich ruhend, während er ihr zulächelte, stolz darauf sie durch seinen Egoismus erlöst zu haben.
Verwirrt beäugte er die fette Spinne, die das Mädchen in ihren Händen hatte, runzelte die Stirn, als sie auch noch begann das Tier zu streicheln und nicht einen Gedanken daran verschwendete dem sadistischen Pfad zu folgen, ihr nicht einfach ihre Beine ausriss und zurück in die Freiheit warf, wo sie nun innerhalb von wenigen Minuten hilflos starb. Als sie dann begann das Teil zu streicheln, wurde Loki völlig aus der Bahn geworfen. „Hör auf dem Vieh dumme Spitznamen zu geben und-“ Er beendete seinen Satz nicht, als die Tarantel vom Bett krabbelte, ohne sich auch nur einmal umzudrehen. Wenigstens einer hier in dieser gottverlassenen Gegend wusste es, Privatsphäre zu respektieren, aber dass es eine Spinne sein musste, ging ihm unglaublich auf die Nerven. Er war nackt, verdammt noch mal und hatte keine Lust darauf, dass irgendetwas giftiges an seinen Eiern lutschte. Und wenn er so darüber nachdachte, fühlte er sich langsam seiner Boxershorts beraubt und irgendwie gefangen, an die Glaskuppel im Moment nicht einen einzigen Bereich seines Gehirns verschwendend. Jael legte sich auf seine Brust, sperrte ihn noch mehr ein, als er sich daran erinnerte, dass das nichts rein Körperliches für sie bedeutete, sondern so viel mehr. Vorsichtig legte er seine Hand um ihre Taille, hatte Schiss, dass sie zu viel in seine Geste hineininterpretieren würde, wenn er sie nicht einfach wegstieß und so schnell aus der Tür verschwand wie er gekommen war – schlechter Wortwitz, Loki. Sehr schlechter Wortwitz. Mit seiner Hand auf ihrem Rücken hatte er einen vollen Überblick über ihren Körper, spürte, wie viel Energie er in einer Sekunde produzierte und es war viel mehr, als die Norm aushalten konnte. Sie müsste längst tot sein, würde er naturwissenschaftlichen Gesetzen folgen, doch sie war übernatürlich, genau wie alle anderen hier, wenn er alles richtig verstanden hat. Und er fand es schon ein wenig dümmlich, dass man alle übernatürlichen Inhaftierten unter eine Kuppel zwängte, wo sie am Ende alle selbst in einem Massaker umkommen könnten, weil die meisten gestört sein mussten und wie er immensen Blutdurst verspürten und schon lange keines mehr vergossen hatten. Vielleicht war ja genau das der Plan von Ihnen, eine völlige Ausrottung der Problems, das Ende einer übermenschlichen Rasse, die die Normalen zu Sklaven machen konnte, wenn sie nur mit dem Finger schnipste. Was, wenn sie die Alieninvasion waren, die so viele Nerds fürchteten, was wenn sie eine Waffe waren, die einzige Waffe, die die Menschheit stoppen könnte. Was, wenn...

Jael verharrte einen Moment eh sie sich wieder aufrichtete und vom bett rutschte. "Ich denke wir... ich... also... wir sollten von hier weg. Das bett ist zwar stauubig... aber hier ist es irgendwie zu sauber für ein verlassenes Haus..." murmelte sie. Eher zu sich selbst als zu ihm. Sie zog sich an, griff in die jackentasche und warf Loki ein handy z u. "Hier. du kannst es haben. Wenn dus nicht willst, lass es liegen, ich brauchs nicht. Ich hab eins." was sollte sie mit dem ding? es erinnnerte sie an Luzifer, sie kam damit nicht klar. und das Geld... Geld war ihr nie wirklich wichtig gewesen. sie wllte zwar irgendwann eine menge haben, aber sie wusste, es gab wichtigere dinge. Und loki... sie wollte ihm helfen... aber sie wusste wie schwer es werden würde... sie zog sich die jacke an und betrachtete ihren Metallarm und dann wieder zu loki. >ich muss nachher was ausprobieren..< "Ich... muss noch was in der stadt besorgen... wilst du mit?" sie lächelte sachte.

Chapter 5.10

Loki war so in Gedanken verloren, dass ihr Gemurmel an taube Ohren drang und sich in einem Säuseln an elektrischen Wellen verlor, die von seinem Körper fortflogen und sich an die kohlelastige Luft banden. Fast mechanisch griff er nach matten Boxershorts und grauen Trainingshosen und zog sie sich rasch über, während er sein Sperma, das an der braunen kratzigen Wolldecke klebte mit einem unmerklichen Blinzeln in eine andere Dimension beförderte oder telekinetisch aus dem Fenster warf. Unter einem alten Regal holte er sein Shirt hervor und zog es genauso achtlos wie den Rest seiner Klamotten über. Irgendetwas nagte an seinem Verstand. Was genau es war, kam ihm nicht in den Sinn, weshalb sich dieses stetige Nagen bald als äußerst nervtötend herausstellte. Als Jael das Handy auf das Bett warf, nahm er es - wenn auch verstört - ohne weitere Fragen an sich, steckte es in seine linke Hosentasche und nickte stumm, als sie ihm vorschlug, sie zu begleiten. Warum auch nicht? Sie drängte ihn zu nichts, ließ ihm so viel Freiraum wie er wollte und lächelte, jedweder Situation in der er sich emotional befand ignorierend. Warum? Er hätte es auf ihre plötzliche 'Liebe' zu ihm geschoben, aber das was sie fühlte war noch zu frisch und naiv um mit dieser Art Gefühl gleichgestellt zu werden. Es war eine nette Fantasie, die viele Mädchen in ihrem Alter haben mussten, wo ständiger Sinneswandel und Verwirrung eine große Rolle spielte. Sie war eine Romantikerin, las Romane von Nicholas Star oder mit welchem Namen auch immer jedes Buch begann, dass mit Channing Tatum in den Hauptrollen verfilmt wurde. Wie er es gehasst hatte mit Emma ins Kino zu gehen? So sehr, dass er jedes Mal, wenn er sich daran erinnerte seinen Kopf schüttelte und sich mit einer Hand die Stirn massierte. "Fein.", grummelte er, sich innerlich vorstellend mit wie viel Kitsch er in seinem bisher kurzen Leben schon in Kontakt gekommen war, nahm sie schroff an der Hand und zog sie mit sich zur Tür.

To be continued - Brücke zur Stadtmitte

Wie aus dem Nichts hört man es in ganz GlassDome erschallen. Das komplette Gefängnis hält inne, als Rauschen, wie aus tausend Lautsprechern widerwärtig kratzend in den Ohren schallt, nur um kurz darauf die sanfte Stimme einer Frau erklingen zu lassen. Doch fragt euch, ist die Stimme real? Ähnlich im Klang wie in den Bahnen, die ihr früher als normale Bewohner der Erde gefahren war, singt sie in euren Ohren, vermag euch trügerische Illusion eines früheren Lebens zurückzugeben. Sie ist real und ebenso ist das was sie euch verkünden mag.
„Unsere lieben Bewohner von Glassdome – Neue, wie auch schon Bekannte. Dies ist eine Durchsage. Es wird umgehend gebeten sich in seine, für sich zugeteilte Unterkunft zurückzuziehen. Wer sich in einer Stunde nicht an dem zugewiesen Ort befindet, wird eliminiert.
Dies gilt für ALLE Bewohner von GlassDome.
Ich wiederhole.
Dies ist eine Durchsage. Es wird umgehend gebeten sich in seine, für sich zugeteilte Unterkunft zurückzuziehen. Wer sich in einer Stunde nicht an dem zugewiesen Ort befindet, wird eliminiert.
Dies gilt für ALLE Bewohner von GlassDome.
Der Quarantänemodus wird ausgerufen. Bitte bleiben sie in ihren Unterkünften, für Essen wird gesorgt sein. All ihre Fragen werden bald geklärt sein. Verlassen sie unter keinen Umständen ihr Zimmer oder sie werden eliminiert. Nach der Stunde werden alle Unterkünfte automatisch abgeriegelt, ein und ausdringen wird dann unmöglich sein. Ich wiederhole, begeben sie sich schnellstmöglich in ihre Unterkunft – oder sie werden eliminiert.
Einen schönen Tag – Danke.“
Erneutes Rauschen beendet die Durchsage, eröffnet dafür jedoch Sirenen, welche den Beginn der Quarantäne ankündigen.